So reagieren die Deutschen auf die hohen Heizkosten

Zwei Drittel der Deutschen sind bereit, einen Beitrag zu mehr Unabhängigkeit Deutschlands von Energielieferungen aus Russland zu leisten. Sie wollen weniger heizen und lieber einen warmen Pullover anziehen. Die große Mehrheit hält die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden für sinnvoll. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des forsa-Instituts im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

65 Prozent der Befragten sind selbst zu Maßnahmen bereit

Die größte Zustimmung zu eigenen Maßnahmen kommt von den 18- bis 29-Jährigen und den über 60-Jährigen. Bessere Dämmung, neue Fenster sowie energiesparende Geräte werden als Optionen genannt. 85 Prozent sind für den Einbau von Solaranlagen zur Eigenstromversorgung, 81 Prozent für den Austausch älterer Heizungsanlagen.

Bei der repräsentativen forsa-Erhebung wurden neben 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren auch 1.011 Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer in Deutschland befragt. Eine große Mehrheit, nämlich 87 Prozent der Befragten, hält Maßnahmen für „sehr wichtig“ und „wichtig“, die eine höhere Energieeffizienz der Gebäude gewährleisten.

Zwei Drittel der Befragten wünschen sich attraktive Förderbedingungen

Auf die Frage, welche Form von erneuerbaren Energien bei der Anschaffung einer neuen Heizungsanlage in Frage käme, war Solarenergie zur Stromerzeugung mit 62 Prozent der Spitzenreiter. Die Nutzung von Solarenergie zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung sowie die Installation einer Wärmepumpe, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben wird, wurde mit 52 Prozent genannt. Für zwei Drittel der Befragten sind attraktive Förderbedingungen ein wichtiger Anreiz für eine energetische Sanierung. Über die Hälfte wünscht sich einfachere Förderangebote.

Es geht vor allem um den alten Gebäudebestand

Zwei Drittel aller Gebäude in Deutschland wurden vor 1977 errichtet – also bevor per Wärmeschutzverordnung die Dämmung von Dächern, Wänden und Kellerdecken vorgeschrieben wurde. Fast die Hälfte der Befragten hält Sanierungsmaßnahmen zwar für wichtig, aber die Kosten sollen nicht höher sein als die späteren Einsparungen beim Energieverbrauch.

Noch mehr Dämmen ist nicht klimafreundlicher

Während die Energiepreise explodieren, wird der energetische Zustand beim Immobilienkauf neben Lage und Preis immer wichtiger. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von ImmoScout24. Heizungsanlage, Fenster und Dämmung sind die wichtigsten Kriterien für den energetischen Zustand. Doch man kann es auch zu gut meinen.

Laut ImmoScout-Studie ist der energetische Zustand bei der Immobilienwahl für ein Drittel der Käuferinnen und Käufer bzw. und Mieterinnen  und Mieter relevant. 58 Prozent der Befragten achten bei der Bewertung des energetischen Zustands einer Immobilie am stärksten auf eine moderne Heizungsanlage, gefolgt von Fenstern mit einer Doppelverglasung mit 44 Prozent und einer Dachdämmung mit 37 Prozent sowie der Außenwanddämmung mit 35 Prozent.

Aufwand und Ertrag müssen passen

Aus einer aktuellen Studie von Prof. Dr. Manfred Norbert Fisch (Steinbeis-Innovationszentrum siz energieplus) und Prof. Dr. Kunibert Lennerts (Karlsruher Institut für Technologie, KIT) geht hervor: Noch mehr Dämmung, als das geltende Gebäudeenergiegesetz fordert, führt nur noch zu geringen und rein theoretischen Einsparungen des Heizwärmebedarfs. Aufgrund des Ressourcenaufwands entstehen gleichzeitig erhöhte CO2-Emissionen. Eine weitere Verschärfungen der Anforderungen an die Gebäudehülle für den Neubau wäre demnach kein Vorteil für das Klima.

Andere Maßnahmen sinnvoller

Geeignete Maßnahmen seien dagegen eine Betriebsoptimierung und die Solarisierung der Dachflächen zur Stromproduktion, der Ausbau von und der Anschluss an Fernwärmenetze sowie der Umstieg auf Wärmepumpen. Um eine Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 zu erreichen, müsse sich die künftige Bundesregierung auf schnell wirksame und umsetzbare Maßnahmen konzentrieren.

Mit der Betriebsoptimierung und der Solarisierung von Dachflächen ließen sich erhebliche Potenziale zur CO2-Reduktion erschließen. Für den Bereich der Wohnimmobilien seien durch Betriebsoptimierungen im Mittel CO2-Einsparungen von acht bis zehn Prozent realistisch.

Alle Gebäude sollen in 20 Jahren klimaneutral sein

 

Private Haushalte verbrauchen im eigenen Zuhause die meiste Energie. Daher soll die Strom- und Wärmeversorgung von Gebäuden in Zukunft vollständig erneuerbar sein. Das Rezept für die Umsetzung dieses Ziels lautet: Energieeffizienz steigern und erneuerbare Energien flächendeckend einsetzen.

 

Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll, spielt der Gebäudebereich eine entscheidende Rolle, weil er rund ein Drittel aller CO2-Emissionen verursacht. Hauseigentümer müssen daher ihre Immobilien in den nächsten 20 Jahren energetisch fit machen. Betroffen sind rund 70 Prozent aller Wohngebäude.

Die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor lagen 1990 in Deutschland bei noch 210 Millionen Tonnen CO2. Dank energieeffizienter Neubauten und Sanierungen sanken die Emissionen bis 2014 auf rund 120 Millionen Tonnen, wo sie seither stagnieren. 2030 sollen sie laut Klimaschutzgesetz bei 67 Millionen Tonnen liegen und bis 2045 bundesweit auf null sinken. Welche Maßnahmen im Einzelfall notwendig sind, hängt vom Zustand des Gebäudes ab.

Private Verbraucher können wesentlich zur Klimawende beitragen. Ein wichtiges Stichwort lautet in diesem Zusammenhang Kreislaufwirtschaft. Dabei geht es um die Wiederverwendbarkeit, die Reparierbarkeit und den Anteil eines Produkts, der recyclingfähig ist – ganz besonders im Bereich Bauen, Sanieren und Umbauen. 

Die Gewichtung geeigneter Maßnahmen ist ein politisches Thema. Begrüßenswert ist auf jeden Fall die Aufstockung der Fördermittel für energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden. Doch Investitionen in den Klimaschutz müssen auch wirtschaftlich bleiben. Sonst entsteht eine Neubau- und Investitionsbremse, und mehr bezahlbares Wohnen bleibt eine Wunschvorstellung.

Die erfreuliche Meldung: Erneuerbare Energien haben nach Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft in den ersten drei Quartalen 2021 bereits rund 43 Prozent des Bruttostromverbrauchs gedeckt.